Ein Neujahrs-P(r)ost

Ihr Lieben. Ich kaufe kein 'r' und möchte lösen: anstelle eines Neujahrs-Prosts lege ich mit meinem Neujahrs-Post nahezu unaufholbar vor, was unterirdisch schlechte Wortwitze in 2016 angeht. Ich habe mir in den vergangenen Wochen regelmäßig überlegt, wie ich meinen nächsten Blogeintrag beginne (der letzte war, Schande über mein Haupt, am 15. November), worüber ich schriebe, in welchem Umfang und so weiter. Letzten Endes wurde daraus wie Ihr gemerkt haben werdet.. gar nichts. Beziehungsweise es wurde daraus "n'ach, das mach' ich später".

Ein Anfang wäre zum Beispiel gewesen: 'Kinder, mir sind in den letzten Wochen Uni-mäßig und überhaupt so etwas die Felle weggeschwommen. Oder wie das heißt.' Das wäre aber die feige Variante von "ich habe einfach andere Prioritäten gesetzt" gewesen, denn das habe ich tatsächlich getan. Das tun wir ja im Grunde immer alle und es ist auch total okay, wenn man für sich entscheidet, dass einem manche Menschen, Dinge, Aktivitäten, etc. wichtiger sind - für den Moment - wir alle haben nur Tage von 24 Stunden und das auch nur, wenn man die Nacht mit dazu nimmt. Mein Leben hat sich also weiter ereignet in bunten Farben mit Klausuren, Präsentationen, Essays an der Uni, recht vielem (fern)beziehungsweisen Gependel zwischen München und Paris und der Tatsache, dass ich in fact unheimlich viel Zeit in der Gym rumgehangen habe. Ein mir logisch erklärliches, stark ausgeprägtes Bewegungs- und Laufbedürfnis, das das ansonsten erhöhte universitäre Arbeitsaufkommen und die sich verdunkelnde Jahreszeit mit sich bringen, hat mich zeitweise jeden Tag in die Gym gezogen, auf mein Laufband, für mich (vor allem hier in Paris) schwer wegzudenken. Ich bin schneller geworden, länger gelaufen, habe mich innerlich ausgeglichen und musste mich teils wirklich zwingen, wenigstens den 7. Tag der Woche mal zuhause sitzen zu bleiben, um nicht die für einen Hobbyläufer adäquaten Wochenkilometer zu sprengen. Oder meine Achillessehne. Danke Dir, Achillessehne, an dieser Stelle. Und danke auch an meine Nike Free 4.0 Flyknit - ohne Euch wäre das nicht möglich. Das waren also Aktivitäten beziehungsweise Prioritäten.

Ein weiteres gefühltes Hemmnis war in der Tat die vielfältig optionale Themenlage, über die ich hatte oder hätte berichten wollen. Theoretisch und chronologisch wäre es wohl mit dem Besuch von Muddi und Alfons (30. Oktober bis 1. November) weitergegangen und dann mit dem Besuch eines wunderbaren, gar nicht mehr soo neuen Menschen in meinem Leben - Genau, Dir. Hi. (13. bis 15. November). Aber dann kamen die Anschläge. Und meine Gedanken, eigentlich vor allem meine Gefühle dazu kennt Ihr. Und dazwischen hätte ich immer mal wieder Einsprenkler reflexiver Themen gehabt wie "Der wohltuende Effekt von Askese: selbstgewählte Reduktion eines lokalen Soziallebens und warum wir mehr zu schätzen wissen, was wir nicht haben". Oder "Was ist Heimat, was ist zuhause?". Oder (zugegebenermaßen weniger reflektierend als mehr generell nützlich) "Filme in Paris". Die Tatsache, dass ich bei den Besuchen immer ca. gefühlt 1 Trillion Bilder gemacht habe (die ich erstmal wieder auswählen hätte müssen) und mir für die Reflexionen dann doch die innere Ruhe fehlte (ich merkte vor 18 Zeilen etwas von krasser Hibbeligkeit an), haben also nicht zu "ich schreibe jetzt einen Eintrag" beigetragen^^ Das vielleicht zum Gesamthintergrund der Verzögerung. Vielleicht hat es mich aber auch einfach nicht auf meinen eigenen Blog oder zum Schreiben gezogen, darauf wurde ich nämlich neulich mal wieder aufmerksam gemacht. Wie wichtig es ist, Dinge (von denen wir wählen können, ob wir sie tun) nur zu tun, weil wir sie aus unserem Inneren begehren, nicht weil wir sie gut können, oder weil wir es selbst oder gar andere von uns erwarteten. Ich selbst habe mal gesagt "Dinge, die man gern tut, werden zur Zumutung, wenn man dazu gezwungen wird." In diesem Fall von mir selbst. Jemand hat zu meinem halbwegs planvollen, mal hier mal dahin laufenden, literarischem Tun neulich angeregt: 

 

"Du hast da ganz ernsthaft ein richtiges Talent dafür.

Ich will bloß mal mit der Zeit noch herausfinden warum du eigentlich schreibst:

Macht es Dir Spaß, oder machst Du es nur, weil du es kannst oder

weil von dir von jedem Auslandsaufenthalt ein Blog erwartet wird?

Weil nicht das Dir am Ende jeder sagt, dass du so toll schreibst, und du nur deswegen schreibst.

In erster Linie sollst Du nämlich für Dich schreiben." 

 

Wie lösen wir (beziehungsweise ich, aber man nehme es als pluralis majestatis) das ganze nicht vorhandene oder selbst gemachte Dilemma denn nun? Bekanntermaßen sind ja die meisten unserer Probleme von uns selbst gemacht - was sie dennoch nie in ihrer Bedeutung, Komplexität oder Schlimmheit schmälern soll. Ziemlich easy eigentlich. Besagte 5 Trillionen Bilder (okay, es sind wahrscheinlich doch nur so 150) findet Ihr hier. Ja, auch die Nicht-Facebooker unter Euch. Ja, auch noch weitere Bilder von Erlebnissen, die ich vielleicht nicht auf dem Blog thematisieren oder besprechen werde. Und ja, ich werde trotzdem auch weiterhin auf diesem Blog Bilder integrieren, einfach weil's sonst weniger bundisch würde. Besagte zwei Besuche werde ich im Folgenden aufs kürzeste, nämlich nur auf die abgeklapperten Hotspots reduzieren. Nicht weil es nicht die wichtigsten Menschen in meinem Leben gewesen wären, die kurz mal Päriss gecrasht haben, aber einfach weil mir ein "und dann, es ist mittlerweile 10 Wochen her, haben wir das und das gemacht" total idiotisch vorkommt. Und weil ich hier entscheide. Und ja aus Gründen. Zu den Reflexions-Themen ('Social detoxing' // What is 'home'? // Paris movies) komme ich (vielleicht) noch mal, wenn mir sehr intensiv danach ist, wenn ich das bespoke Bedürfnis dazu habe und mir die Finger jucken. Ja dann. Was hatte ich noch an issues? Nix mehr, glaube ich. Achso und ich habe bis 18. Januar noch frei, bevor mein Semester weitergeht und will da zwar auch mal das ein oder andere Stückchen mit der Master Thesis weiterkommen, aber werde wohl doch trotz Gym und München-Pendel-Liebelei und Paris anschauen (ha, dat hättet Ihr nich' jedacht, dat ich dat auch noch mache. Jawollja!) ein wenig Luft für den Blog haben.. und gute Vorsätze und so. Das würde also mein einziger Vorsatz, denn normalerweise mache ich die nie. Einfach, weil man sein Leben an jedem beliebigen Tag im Jahr ändern kann, wenn man wirklich will und nicht dazu die erste Seite eines neuen Buchs braucht.

 

a) Mit Mama & Alfons

Freitag Nachmittag: Musée Rodin, Hôtel des Invalides (Grabmal Napoleon)

und Abend: Dinner im Restaurant 'Market'

Samstag tagsüber: Musée d’Orsay, Kirche La Madeleine (aber nur von außen), Delikatessen gucken

bei Fauchon und Trüffel kaufen in der Maison de la Truffe, durch's Marais spazieren, bei Izraël internationale

Spezialitäten und Düfte durchschnuppern, bei Aux Merveilleux du Fred Merveilleuses für Muddi und Alfons

holen, durch das Village Saint-Paul, einem Antiquitäten- und Kunsthandwerke-Flohmarkt laufen, an der Seine

für (einen) Nachmittags-Drinks sitzen

und Abend: Dinner im Restaurant 'Buddha-Bar'

 

b) Mit T. 

Freitag Abend: Les Catacombes (300km langes, unterirdisches Gängesystem der ehemaligen Steinbrüche mit

Gebeinen von ca. 6 Millionen Pariser Einwohnern bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts), Drinks 'Dans les

Landes'

Samstag tagsüber: Spaziergang wieder durch mein geliebtes Marais, zur Cathédrale Notre-Dame, Hôtel de Ville

& Place de l’Hôtel de Ville, über einen neuen Starbucks (mittlerweile habe ich so 12 von 50 etwa), zum Place des

Vosges und in einem Café gegenüber des Marché des Enfants Rouges den Nachmittag verbracht

Sonntag tagsüber: Spaziergang durch Saint-Germain-des-Prés

 

Sodele. Nachdem wir damit jetzt mal ein wenig abgecatcht haben, wünsche ich Euch, Ihnen und mir ein glückliches und erfolgreiches, und weil es die Zeit mehr als bisher fordert, ein gesundes und friedvolles Neues Jahr. In den nächsten Tagen finden sich hier je ein Post über meine Entscheidung, Silvester alleine in Paris zu verbringen und einer über die insgesamt 4 Ausstellungen, die ich mir in den vergangenen beiden Tagen angesehen habe.

 

Bisous, Nina

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Pia (Freitag, 01 Januar 2016 20:42)

    In der aktuellen NEON ist auch ein sehr langer und interessanter Artikel zum Thema "Heimat" :) Als gefühlt Heimatlose bin ich gespannt auf deine Meinung zu dem Thema!