Kann man das überhaupt so rechnen? Ein Gedankenexperiment.

Du hast es mir vorgerechnet. Ich habe gesagt: "Boar, das schaffe ich ja mega easy!" Dann habe ich drüber nachgedacht, nachts als ich mal wieder nicht schlafen konnte. Ich habe es hin- und her- und rauf- und runter- und vor- und zurückgerechnet. Zwischenzeitlich unterbrochen von Deiner liebevollen Anmerkung gegen halb fünf morgens, ich läge da wie ein Lachs. Aha. So müssen also Lachse liegen. Während sie rechnen. Mit Dir zusammen und immer mit anderen, für andere, von anderen bin ich flexibel, spontan, großzügig, tolerant, rücksichtsvoll. Mit mir alleine bin ich das nie. Da bin ich gnadenlos, penibel, akribisch, unentspannt, rigide im Planen. So gnadenlos, dass ich es vermutlich ein wenig übertrieben habe mit allem, was ich mir zumute und aufhalse in den letzten Wochen und Monaten. Da bin ich also. Vor meinem zweiten Semester in Paris, vor dem letzten Semester meines Studiums. Vor der Master Thesis, einem vollen Semester (gut, nur 7 statt 8 Kurse, wir wollen mal nicht so sein) und anstehendem Bewerbungenschreiben. Achso und von Paris vielleicht auch noch. Ein bisschen wenigstens? Ich rechne. Ich rechne nach, was Du mir vorgerechnet hast. Aber mit Daumenschrauben. Wie immer. 17 Wochen bin ich noch in Paris. The Pressure rennt, die Zeit is on. Andersrum natürlich.

 

17 Wochen à 7 Tage à 24 Stunden = 2.856 Stunden

39 ECTS (davon 16 ECTS für die Master Thesis) à 30 Nettoarbeitsstunden = 1.170 Stunden

Bewerbungen schreiben angesetzt = 60 Stunden

Emails dazu schreiben, durch Prozesse gehen, Reise(n) zu Vorstellungsgespräch(en) = 120 Stunden 

verbleiben 1.506 Stunden

8 Stunden Schlaf nächtlich (generös kalkuliert) = 952 Stunden

verbleiben 554 Stunden.

 

Diese 4.66 Stunden pro Tag kann ich mir nun aufteilen für: Gym, Körperpflege aller Arten (ich gewichte Duschen und Kosmetikerin mal gleich), Nahrungsaufnahme, Hin- und Rückfahrt zur Uni (aka 'commuten'), soziale Interaktionen (persönlich, WhatsApp, Skype, Telefonate, Emails, Facebook), Sightseeing Paris, Blog schreiben, Instagramieren, lesen, auf mich achten (mehr als ich das in letzter Zeit gemacht hätte), Phasen der Unproduktivität und Nichteffizienz. Mit Dir kam ich auf circa 8.5 Stunden. Aber mei. Geschenkt.

Jetzt sage mir bitte irgendwer, irgendwer? Darf ich das so rechnen? Habe ich recht? Übertreibe ich? Spricht aus mir die Pedantin oder die Gen-Y-lerin oder der liegende Lachs? Macht das alles Sinn überhaupt oder soll ich lieber mal go with the flow? Obwohl, nein. Man sage es mir nicht. Zumindest nicht noch mal. Nach kritischem Gegenwind per Email und WhatsApp und persönlich, nach etwas, was ich noch nie gemacht habe, nämlich diesen Beitrag für eine Weile auf nicht sichtbar zu stellen, nach überlegen und diskutieren und besprechen, weiß ich die Antwort nun selbst. Und ich habe die Message begriffen. Man kann es nicht so rechnen. Man kann oben stehende unterhaltsame und erquickliche Aufdröselung als worst case scenario betrachten, anhand derer es ein toughes Semester wird. Man kann anhand von ihr sehen, dass es grundsätzlich möglich ist, aber man kann sie weder als Motivation noch als Abschreckung oder gar Entmutigung nehmen. Natürlich schaffe ich das, eine andere Option gibt es ja nicht und ich glaube da auch an mich. Wie immer. Und wie immer liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Ich habe dieses Gedankenmodell nun einmal durchgenudelt, erkannt, dass das Leben so nicht funktioniert und möchte es trotzdem meiner geneigten Leserschaft final nicht vorenthalten. Und doch, ich darf das sehr wohl so mal durchrechnen, es ist am Ende des Tages mein Blog, da darf ich was ich will. Aber Du und Du, Ihr habt Recht, ich werde mich nicht daran entlang hangeln, das habe ich begriffen.

Und nur, weil es so gut zur Uni-Thematik passt, eines der 180 Bilder, die vor kurzem entstanden sind, damit ich Bewerbungsfotos-mäßig schon mal keinen Bauchplatscher hinlege. Ich hoffe, es geht Euch allen (die Ihr und Sie hier fleißig aus meinen Buchstaben Sinn fischt) wirklich gut und es wurden noch nicht alle teilambitionierten Vorsätze fürs Neue Jahr schon wieder beerdigt.

Bisous, Nina.

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