"Hauptsache, de Donald-Buxe passt, da bin ich schon mal beruhigt!"

Letztes Wochenende, also das letzte Februar-Wochenende, hatte ich meine Anna zu Besuch. Eine meiner wirklich engen, besten Freundinnen bei mir, für 2 ganze Tage, von Samstag Mittag bis Montag Nachmittag. Da sie ein wenig fotoscheu ist, werde ich ihre Anonymität trotz Endfotogenität respektvoll wahren und kein Bild von ihr oder uns in der Bildergalerie unten veröffentlichen, aber sie war auf jeden Fall da. Also nicht, dass Ihr denkt, ich habe mir das alles alleine angesehen. Und wir haben wunderbare Mädchen-Sachen gemacht, viel geredet und mal wieder festgestellt wie ähnlich wir uns in manchen Belangen sind, was wir denken, bevor es die andere ausspricht, wie sehr uns die gleichen Verhaltensweisen an der anderen nicht nerven, bei denen sonst vermutlich jeder 10x an die Decke ginge.  Danke, also Anna, für JEDEN Postkartenstand, an dem wir stehengeblieben sind, für kuscheligste Sofa-Sessions mit "mutual-Reste-Snacken" von Marks&Spencer, für wie Du bist - für dieses wunderschöne Wochenende!

Chronologisch sind wir am Samstagmittag, nachdem ich sie vom Gare de l'Est abgeholt hatte, erst mal kurz in meine Wohnung und direkt im Anschluss in eine Orchideen-Ausstellung im Jardin des Plantes, der nur 5 Minuten von meiner Wohnung entfernt liegt. Die in einem der Gewächshäuser gezeigten Orchideen hatten alle Farben und Formen und tolle Blüten, die Highlights (sowie noch gefühlt tausend weitere Blütenschnappschüsse) habe ich natürlich fotografisch dokumentiert. Leider endet die Ausstellung übermorgen, daher bringt es wenig sie noch zu empfehlen, aber ganz und gar empfehlenswert war sie in jedem Fall. Fanden wir beide. Nach dem Erwerb eines besonders exotischen Exemplars für Anna und einem kurzen Stopover in meiner Wohnung, sind wir mit der Métro bis zum Louvre gefahren und haben uns dort ins Café Marly gesetzt - was mir nämlich von einer anderen Freundin wärmstens empfohlen worden war. Draußen sitzt man in einer Art Galerie oder Bogengang-Terrasse und hat bei seinem €8.- Cappuccino einen exzellenten Blick - sowohl auf die Glaspyramiden im Innenhof des Louvre, aber auch auf die gefühlte Schickeria. Wir haben uns die Auswahl an petit Macarons für €15.- verkniffen, uns sehr lange erst mal gegenseitig über "alles ungefähr" auf den neuesten Stand gebracht und hinterher noch mal ein kleines Ründchen durch die Innenräume gedreht. Auch da sitzt man in jedem Fall sehr edel. Also alles in allem definitiv ein Besuch wert.

Da es sich dann mittlerweile schon gegen Abend neigte, haben wir noch ein paar Meter auf der Rue de Rivoli mitgenommen, ein wenig für den Abend bei Monoprix eingekauft und dann gemütlich den Abend bei mir zuhause ausklingen lassen. Gemütlich deshalb, weil wir für den nächsten Tag, also Sonntag bereits unsere große Reise geplant hatten. Wohin? Ins Disneyland natürlich. Sagte ich doch, Mädchen-Sachen. Mit unseren vorher gekauften Eintrittstageskarten, existenzieller Proviantausrüstung (für den SEHR wahrscheinlichen Fall, dass es in einem Themenpark weder Essen noch Trinken zu kaufen geben könnte) und unserem ausgeklügelten Plan, wo wir wie den RER A nach Marne la Vallée-Chessy nehmen müssen, hat sich die Anreise mit alles in allem ca. 1 1/2 Stunden dann auch wirklich erfolgreich gestaltet. Vor Ort gab es dann doch leider den ersten kleinen Dämpfer aufgrund wirklich klirrender Kälte. Aus der Not eine Tugend gemacht und weil wir beide panische Angst davor haben, irgendwo irgendwas potentiell verpassen zu können, beschlossen wir folgende Taktik: wir schlagen uns zu "Wiederaufwärmungszwecken" einfach von einem Shop zum nächsten auf der rechten Seite der "Parade-Hauptstraße", der Main Street, USA entlang bis zum Sleeping Beauty Castle "Märchenschloss" durch. Das Schloss hat insgesamt 16 Türmchen, bildet den Eingang zum Fantasyland (der rosa Fläche auf der Attraktionen-Map) und wurde unter anderem nach dem Vorbild Neuschwansteins erbaut. Da das Märchenschloss in jedem Disney Park der Welt den zentralen Anlaufpunkt bildet, habe ich das im Nachhinein mal nachgelesen und folgendes herausgefunden: bei den Planungen für das Disneyland Paris wurde überlegt, ob man das Sleeping Beauty Castle aus Kalifornien oder besser das Cinderella Castle aus Walt Disney World als Inspiration verwenden wolle - letzten Endes fielen beide raus, da scheinbar beide Schlösser in ihrer Gestaltung an die Loire-Schlösser angelehnt seien. Augenkundig selbst für den Franzosen zu unkreativ. Daher so. Nach mehrmaligen Versuchen möglichst gute Bilder von uns beiden, alleine, nahe am Schloss, mit gerade erworbenen Mini-Mouse-Ohren, ohne, als Selfie und haste nich' gesehen zu machen, ohne das einem irgendein Dully durchs Foto latscht, betraten wir ehrfürchtig die über zehn Meter hohe Eingangshalle des Schlosses und stiegen in das obere Stockwerk, wo das Märchen von Dornröschen mithilfe von Wandteppichen und Glasmalereien nacherzählt wird. Das hat uns also schon mal ganz gut gefallen. Weniger gut gefallen hat uns leider die Tatsache, dass man eigentlich bei allen Attraktionen, die uns überhaupt interessiert hätten (dem Alice's Curious Labyrinth Garten, den Dumbo the flying Elephant und Mad Hatter's Tea Cups Karussellen sowie dem Prinzessinnen-Pavillon) mal entspannt mindestens 30 Minuten Wartezeit gehabt hätte. Aus Frust hätte ich mir beinahe ein Mini-Mouse-Kleid gekauft, Anna konnte es abwenden und leider war die größte Größe eh auch für 8 Jahre. Und da komme ich selbst mit Luftanhalten, Bauch einziehen, Gleitgel und Angelschnüre bei aller Liebe nicht rein. Anyway. Unterwegs haben wir noch einen Cappuccino und ein Crêpe mit Nutella und Ben & Jerry's Eiscreme eingesammelt und sind auf der linken Seite der Main Street über die verbleibenden 10 Shops zum Ausgang gewackelt. Minimal angekarst davon tatsächlich pro Person €60.- Eintritt gezahlt zu haben, um dann innen drin, zusammen bestimmt €150.- für allerlei Postkarten, Schlüsselanhänger, Flaschenöffner, Mäuseohren, Donald-Duck-Boxershorts und sonst wie rauschartige Käufe ausgeben zu dürfen, wollten wir das dann doch noch irgendwie rechtfertigen. Wir haben uns also noch mal in ein Bimmelbähnchen in den Walt Disney Studios gesetzt, eine Fahrt durch die Kulissen diverser Disney-Filme und Feuer-Stunts gemacht und uns im Anschluss aber wegen kurz bevorstehender Erfrierung äußerer Extremitäten auf den Heimweg gemacht. Auch an diesem Abend haben wir eigentlich nicht mehr allzu viel unternommen (man war ja auch durchgefroren), nur noch "The Great Gatsby" geschaut und hinterher noch Angie bei Anne Will gestreamed. Wollten wir beide sehen. 

Montags haben wir uns noch mal zum Louvre begeben, da Anna auch gerne mal über die wichtigsten Kunstwerke drüber geschaut haben wollte ("Mona Lisa sollte man schon mal gesehen haben im Leben, einfach um's quasi gesehen zu haben. Die is' ja eh auch nur DIN A4, kann man also nicht enttäuscht werden"). Im Stechschritt und zielstrebigst von Mona Lisa, zur Nike von Samothrake, Venus von Milo und Delacroix' "Die Freiheit führt das Volk" und innert 1 1/2 Stunden wieder raus aus dem Laden. Ich wollte ja das Louvre noch mal in so einem 3-Tages-Ding in Angriff nehmen und wirklich vollumfänglich würdigen. Es ist halt einfach auch reizüberflutend bis zum Gehtnichtmehr. Nun ja. Danach haben wir uns beim Starbucks noch was mitgenommen, ich konnte meine überzeugte Nicht-Kaffee-Trinkerin von einem Mocha Rose et Pistache mit Sojamilch begeistern und so lustwandelten wir bei ungelogen allerschönstem Sonnenschein durch den Jardin des Tuileries bis zu la Madeleine. Dort haben wir uns nämlich noch den Hermès Flagship Store (24 Rue du Faubourg Saint-Honoré), und das Christian Louboutin (68 Rue du Faubourg Saint-Honoré) Geschäft angeschaut und im Ladurée Geschäft (18 Rue Royale) Macarons als Mitbringsel geholt. Kurz darauf mussten wir auch schon wieder zurück zum Gare de l'Est und ich habe Anna sicher in den ICE gesetzt. Das war also unser schönes Mädchen-Sachen-machen-Wochenende. Am Tag darauf, zurück im Alltags-Brössel, nach meinen entnervten WhatsApp Sprachnachrichten an Dich, was alles schon wieder nicht rund läuft und einem half-nude Belfie in meinen neuen Donald-Duck-Boxershorts, bekomme ich von Dir: eine WhatsApp Sprachnachricht zurück. Beginnend mit den Worten "Hauptsache, de Donald-Buxe passt, da bin ich schon mal beruhigt!". Im Mittelteil mit Deinem in Rage reden gegen alle "Vermieter, potentiellen Arbeitgeber und sonstigen Nervzwerge in meinem Leben, die mir absagen oder sonst wie nicht raffen, was ihnen mit mir für eine tolle Frau entginge". Endend mit Deiner Bekräftigung, dass wir das alles in den Griff kriegen. Und dass Du bei allem, was wir vielleicht nicht (mehr) in den Griff kriegen, trotzdem für mich da bist. Ich schätze das unheimlich: enge Freundschaften, von denen ich vielleicht eine Handvoll habe, die über Jahre, Länder, Praktika, Jobs, Beziehungen hinweg bestehen. Thank you for being with me. Thank you for standing by my side, when it's hard or when things seem to fall apart. Danke Anna und danke ihr, ihr die ihr wisst, dass ich Euch meine. A. L. E. C. P.

Bisous, Nina.

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