2 in 1 Posts - surprise!

Die Tatsache, dass ich in einem meiner letzten Beiträge vollmundig angeteasert habe, über was ich in meinen nächsten Beiträgen schreiben würde, hilft mir jetzt dabei, meinen Content strukturiert anzugehen. Dass ich mir bei den einzelnen Punkten keine Gedanken gemacht habe, wie ausführlich die jeweiligen Themen, ob sie die einzigen eines Posts sein sollen, bremst mich jetzt etwas aus, aber das soll Euer Problem nicht sein. Wie immer, wenn man nicht weiß, wo man anfängt, fängt man - Ihr erratet es vielleicht - unten an, genau.

 

 

 

Buch Rezension "Milk & Honey"

Im November letzten Jahres habe ich meine letzte Buchbesprechung gepostet - es handelte sich um diese hier. Wer sich dabei schon dachte "Boar Alter, lass‘ mich mit so was bitte in Ruhe", dem sei gesagt, dass es mir leid tut, dass ich schon wieder ein Büchlein dieses Genres empfehlen muss. Mir gefällt es in der Tat aber unheimlich gut - und nicht nur mir, siehe Platz 1 New York Times Bestseller Liste. Ich spreche von "Milk & Honey" der kanadisch-indischen Autorin Rupi Kaur, das sie als ihren ersten Gedichtband 2014 veröffentlicht hat. Ihr später erschienenes Buch, "The Sun and her Flowers" (2017), steht jetzt schon auf meiner Amazon-Wunschliste. Weil ich finde, dass der Klappentext mal wieder besser zusammenfasst, um was es geht, als ich es je könnte, hier ist er: 

 

 

milk and honey is a collection of poetry and prose about love, loss, trauma, abuse, healing, and femininity. It is split into four chapters, and each chapter serves a different purpose, deals with a different pain, heals a different heartache. 

milk and honey takes readers through a journey of the most bitter moments in life and finds sweetness in them because there is sweetness everywhere if you are just willing to look.

 

 

Von ihren eigenen Skizzen illustriert handelt es sich um unheimlich ehrliche, rohe Gedichte, die aus meiner Sicht mit der Weisheit einer älteren Frau die kollektiven, alltäglichen Erfahrungen junger Frauen heutzutage erfassen. Auch ich finde mich in so manchem wieder und daher hat das Buch jetzt, wo ich 2x durch bin an die 20-30 Eselsohren. Das sind meine liebsten Gedichte - von denen ich Euch natürlich auch eine Auswahl präsentieren möchte. Und weil ich das Layout des Buchs wunderschön passend finde, in meinem Post zu diesem Büchlein adäquat widerspiegeln und ganz alleingestellt ohne Vorrede oder Umschreibung wie hier wirken lassen  wollte.. habe ich den Post, surprise, nämlich auch schon geschrieben. Ich habe mir diesmal - mehr noch als sonst - Gedanken gemacht, welches Design dazu passt und welche Ausschnitte ich mit Euch teilen möchte. Und das Ergebnis findet Ihr hier. Enjoy!

 

 

 

 

Dating is over

Wenn man Dating-Apps kündigt, sein Abo löscht, sein Profil dauerhaft entfernt oder seinen Account los wird, fragt einen die App in vielen Fällen, was der Grund sei. Zur Auswahl stehen meistens "ich bin jetzt in einer Beziehung", "die Vorschläge haben mir nicht gefallen", "ich hatte zu wenig Konversationen" und zum Glück auch "Sonstiges". Was man nicht anklicken kann, aber zumindest aus meiner Sicht viel ehrlicher wäre: "ich bin einfach erschöpft", "es ist immer das gleiche, was man da erzählt", "ich denke immer noch an meinem Ex", "ich gebe auf", "wieso seid Ihr alle so langweilig?".

Fakt ist: ich habe vergangene Woche das letzte Relikt meiner Dating Apps gelöscht und gedenke erst mal nicht, mich wieder irgendwo anzumelden. Wozu auch? Tatsächlich habe ich immer, wenn mich die jeweilige App nach dem Grund meiner Abmeldung fragte, auf "Sonstiges" getippt. Alle anderen trafen einfach nicht zu: ich bin immer noch in keiner Beziehung, die Vorschläge haben mir durchaus gefallen und ich hatte definitiv auch genug Konversationen. Und unter "Sonstiges" konnte ich in meinem Kopf die Gründe subsumieren, die ich stattdessen für die wahre Antwort halte - siehe oben.

Neulich saß ich mal wieder bei der Maniküre (wo ich im Übrigen alle 2 Wochen sitze) und dort ist es ein wenig wie beim Friseur, was den therapeutischen Effekt des Gesprächsflusses angeht. Und ein bisschen wie das Klischee mehrerer nebeneinander sitzender Kundinnen, ihnen gegenüber die Kosmetikerin, die sich über die Wahl der Nagellackfarbe oder eben über sonstig weltbewegendes über die Köpfe hinweg und wild durcheinander schnatternd unterhalten. Nachdem ich das anwesende Kollektiv also mit meinen letzten Fails an Dates in mir glücklicherweise angeborenen galgenhumoristischem Ton erheitert hatte, fragte mich die Kundin neben mir, eine junge Frau meines Alters, bildhübsch und scheinbar gut situiert, ob sie sich bei diesen Apps auch mal anmelden solle. Sie sei jetzt 6 1/2 Jahre in einer Beziehung gewesen, frisch getrennt und alle ihre Freundinnen, die schon ewig Single seien, rieten ihr dazu. Der Markt sei nun mal mittlerweile so. In meinem Kopf ratterte es wie verrückt, wie ich trotz meiner eigenen offenkundig vorhandenen Neigung dennoch glaubwürdig und vehement davon abraten und eine weitere junge Frau vor meinen gemachten Erfahrungen schützen würde können. "Um Gottes willen, bloß nicht. Also im Ernst, wenn Sie mir ein bisschen zugehört haben, wissen Sie auch, warum nicht. Dazu kommt: es ist ein bisschen wie eine Sucht oder wie mit Tattoos - wenn man erst mal damit anfängt, kommt man nie mehr ganz weg davon. Also: lassen Sie es. Gehen Sie raus, Sie sind doch jung und hübsch und scheinbar ganz reflektiert, Sie finden unter Garantie jemanden." Ich habe mich in diesem Moment unheimlich alt gefühlt, so als hätte ich bereits in einer Weise resigniert, die ob meiner Lebenssituation absolut nicht angebracht ist. Wäre. Aber genau das ist der Status Quo, den ich vielleicht - hier sollte ich ehrlich mit mir sein - mit der Nutzung von insgesamt 6 Apps, ca. 100 Konversationen und unterm Strich 12 Dates in ca. 3 Monaten auch provoziert habe. Leider kenne ich da keine Mäßigung: entweder ich mache es richtig und riskiere, irgendwann erledigt zu sein oder ich mache es gar nicht. Schwachsinnig, aber wahr. Casual Dating kenne ich nicht, ich kenne nur Power Dating. Mit dem Resultat, ja, dass ich am Punkt bin zu sagen: Dating is over. For now. Ich bin genug mit meinem Job und mir beschäftigt, ich lebe in der analogen Realität und ich weigere mich zu glauben, dass man nicht auch dort jemanden finden kann. Beziehungsweise ich erlaube mir zu sagen, dass ich für alles andere für den Moment zu faul bin, zu ausgelaugt, zu unmotiviert.

Und so sehr vieles am eigenen Verhalten, an der inneren Einstellung zu etwas liegt, so sehr findet sich der Fehler hier unter Anderem auch im System. Mein Lieblingsautor, Michael Nast, dessen neues Buch "Egoland" im Frühling diesen Jahres erscheinen wird, schreibt darin und das finde ich ein schönes Schlusswort: 

 

Das sind die Liebesgeschichten unserer Zeit.

Sie finden in den Köpfen statt, aus der Ferne einer virtuellen Distanz, 

und sie enden, wenn man sich in der Wirklichkeit begegnet.

Sie enden, bevor sie überhaupt beginnen können.

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0