Minimalismus & Ausmisten - aber wie?

 

Vor kurzem hat mich mal wieder die Lust zum Ausmisten gepackt. Wer mich kennt, weiß: ich mag es gerne ordentlich (auf eine Monk-ähnliche Weise), ich räume gerne auf, ich habe es gern "clean" wie man so schön sagt - kurzum, das Konzept einer möglichst minimalistischen Lebensweise fasziniert mich schon lange. Da ich im Moment viel Zeit habe, wollte ich es ganzheitlich angehen, quasi all meine Besitztümer Marie-Kondoen. Hier ein kleiner Überblick, wie ich vorgegangen bin und ein paar Tipps, die ich anderen ans Herz legen kann, die auch mal so richtig ausmisten wollen.

 

 

1. Noch mal einen Schritt zurück: passt das überhaupt zu Dir?

Manchmal hat man das Gefühl, einem Trend oder einer Lebensweise hinterher zu laufen, nur weil es alle so machen. Deshalb ehrlich hinterfragen: passt ausmisten und minimalistischer leben überhaupt zu mir? Wenn man sich in einem bunten, liebenswert chaotischen, "lebendigen" Umfeld wohl fühlt, wenn man gerne die Auswahl aus ganz vielen verschiedenen Kleidungsstücken, Schuhen, Nagellacken, Gewürzen und Weihnachtsbaumdekorationen hat, wenn man Bunt und gemustert vielleicht lieber mag als schwarz, weiß, beige, grau uni, ist Ausmisten und Minimalismus vielleicht nicht das richtige.

Wenn man aber wie ich, gerne weniger besitzen möchte, am liebsten in einer Ausgabe der Schöner Wohnen leben wollte (Stichwort diese Häuser, in denen man sich sicher ist, dass da niemand wohnen kann) und gerne ein aufgeräumtes, helles, strukturiertes Zuhause möchte, sollte man das Thema angehen.

Wer sich unsicher ist, kann hier einen kleinen Test machen. Sprechen Dich folgende Bilder eher an oder stoßen sie Dich eher ab? (Hinweis: es handelt sich um das Haus von Kanye West und Kim Kardashian West in Los Angeles, zusammen mit Axel Vervoordt entworfen und Inbegriff von Minimalismus, Photo Credit: Pinterest).

 

 

 

2. Finde Dein Warum?

Wenn man festgestellt hat, dass man gerne ein paar Gegenstände loswerden möchte, sollte man nicht einfach irgendeinen Schrank aufreißen und Dinge, die einem nicht gefallen, raus räumen - dieser Enthusiasmus hält nämlich meistens nicht lang an und er verleitet uns auch zu falschen Entscheidungen.

Stattdessen sollte man sich Gedanken, machen, was einen zum Ausmisten antreibt, welchen Zustand man erreichen will und was die Motivation dahinter ist? In meinem Fall wollte ich z.B. unnötiges Zeug, also Dinge, die ich nie benutze, reduzieren, ich wollte mich "leichter"/befreiter fühlen und keine Angst mehr vor Umzügen haben (mein persönliches Horrorszenario, wenn 20 Kisten einfach nicht reichen und man in der neuen Wohnung/dem neuen Haus feststellt, dass man super viel davon spätestens jetzt eh wegschmeißt).

 

3. Stell einen Plan auf!

Realistischerweise mistet man die eigene Wohnung oder das Haus der verstorbenen Eltern (habe ich z.B. bei meinen Großeltern mitbekommen) nicht in ein paar Stunden aus und man hat auch nicht jeden Tag die gleiche Lust dazu. Deshalb braucht es einen Plan!

Dieser sollte beinhalten: wie will ich das erreichen, d.h. in welchen Schritten will ich beim Ausmisten vorgehen? Marie Kondo empfiehlt z.B. in Kategorien (Kleidung, Schuhe, Küchenutensilien) vorzugehen, die sich auch in unterschiedlichen Räumen befinden können. Mir hat es eher geholfen, mein Vorgehen auf "abgeschlossene" Möbelstücke oder Teile davon zu konzentrieren (z.B. Kleidung im Schrank/Schlafzimmer; Schublade 1 der Kommode/Arbeitszimmer, etc.). Außerdem habe ich entschieden, bei manchen Bereichen mehrere "Runden" zu machen, also an unterschiedlichen Tagen die gleichen Gegenstände wiederholt auszumisten. Hintergrund: man wird zunehmend geübter und vor allem konsequenter und mistet bei Runde 3 Dinge aus, von denen man sich in Runde 1 noch nicht trennen konnte. 

Wenn man seine kleineren "Arbeitspakete" hat (am besten schriftlich, so dass man später abhaken kann), sollte man schätzen, wie viel Zeit einen was ungefähr kostet. Tipp: lieber großzügiger schätzen und schneller fertig sein als frustriert aufzugeben, weil man doch 3 statt 1 Stunde braucht.

Optional kann man sich auch Termine/Slots in den eigenen Kalender eintragen, wenn einem das hilft. Ich habe das nicht gemacht, denn ich habe innerhalb von 2-3 Wochen wirklich immer nur dann einen Bereich ausgemistet, wenn mir wirklich danach war. Wenn man eigentlich innerlich keine Lust oder für den Tag keine Disziplin/Konsequenz mehr übrig hat, sollte man es lassen - sonst macht man es nur halbherzig.

 

4. Orientiere Dich an guiding questions!

Mir hat es unheimlich geholfen und Teile davon sind auch Kern der Marie Kondo Methode: sich selbst bei jedem Gegenstand immer wieder die gleichen Fragen stellen:

  • Ist der Gegenstand funktional oder löst er in mir echte Freude aus? Wenn ja, darf er bleiben, wenn nein, weg damit!
  • Benutze ich den Gegenstand (trage ich das Kleidungsstück) regelmäßig oder habe ich es schon seit Monaten/Jahren nicht benutzt (getragen)? Wenn nein, wegwerfen, verschenken, Altkleidersammlung oder auf einer Verkaufsplattform Deiner Wahl einstellen. Ich nutze eBay Kleinanzeigen, shpock (für alles mögliche), Vinted, Mädchenflohmarkt (für Kleidung, Schuhe, Accessoires), Rebelle (für Designersachen) und momox (für Bücher).
  • Was kann schlimmstenfalls passieren, wenn ich es wegwerfe/verkaufe? Kann/will ich dieses (meist minimale und wenig folgenschwere) Risiko eingehen?

Mich haben außerdem diese Sätze ermutigt, einen Gegenstand im Zweifel wirklich auszusortieren:

  • Es fällt Dir jetzt schwer es loszuwerden, aber es wird sich befreiend anfühlen und Dich weiterbringen!
  • Du musst nicht alles Aussortierte irgendwo zum Verkauf einstellen - nur die Sachen, die echt noch Geld bringen!
  • Wenn es nach 3 Monaten nicht verkauft ist, wird es entsorgt.

 

5. Etabliere eine Regelmäßigkeit!

Folgende Tipps können helfen, das Ausmisten zur Routine zu machen oder zumindest den "ausgemisteten" Zustand beizubehalten:

  • Sehr regelmäßig ein bisschen ausmisten, wenn man nicht die Zeit hat, es in großen Blöcken zu tun (z.B. jeden Abend 30min.)
  • Jeden Tag eine unnötige Sache loswerden = 365 Dinge weniger pro Jahr
  • Weniger/überlegter Neues kaufen (gerade Kosmetika und Fast Fashion sind anfällig dafür)

 

 

Und jetzt viel Spaß beim Ausmisten

(und Geld mit Deinen alten Sachen verdienen)!

 

 

 

 

  

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