In meinem letzten Blogbeitrag habe ich beschrieben, was der Job wirklich für einen bedeutet und was ich in meiner Auszeit über mein eigenes Verhältnis zur Lohnarbeit gelernt habe. Nun habe ich neben dem Abstrakten, Übergeordneten auch viel Konkretes, viel Praktisches gemacht. Tatsächlich hatte ich vorher eine große Liste an Dingen, die ich immer schon mal angehen wollte, die ich mir konkret für 2020 vorgenommen habe oder in den letzten Jahren einfach depriorisiert hatte.
Ganz eigennützig dient die folgende Zusammenfassung vor allem mir selbst, um mir vor Augen zu führen, was ich alles lernen und ausprobieren, ordnen und tun konnte – trotz eines Jahres, das uns allen die Grenzen unserer Freiheiten so eindrücklich vor Augen geführt hat und noch immer führt. Gleichzeitig soll diese Liste aber auch als Inspiration für andere dienen: als Anregung, in welchen Bereichen man Zeit in sich selbst investieren kann oder sollte, welche Dinge man angehen kann, wenn man erwartet oder unerwartet mal viel Zeit hat. Tatsächlich macht man jeden Tag noch 1.000 andere kleine Dinge, die zu lächerlich sind, um sie zu erwähnen, die wir alle tun, die einem aber witzigerweise mehr auffallen, wenn man nicht lohnarbeitet. Die folgenden drei Kategorien sollen das Ganze ein wenig kategorisieren, sie erschienen mir sinnvoll.
Lernen & Ausprobieren
- Digital Marketing Class gemacht: ich habe schon viel im Bereich Digital Marketing gearbeitet, aber ein Fresh-up schadet nie. Plattform: StackSkills, Inhalte: Google Ads, Google Analytics, LinkedIn Marketing Sales, etc. Kosten: ca. €39.-
- Excel Basics aufgefrischt: siehe vorheriger Punkt. Gerade SVERWEIS und Pivot-Tabellen sind Dinge, die mein Hirn gerne verdrängt, wenn ich sie nicht täglich oder zumindest regelmäßig nutze. Plattform: YouTube-Tutorials (ich kann die von Excelhero empfehlen).
- Französisch verbessert: ich hatte Französisch 4 Jahre in der Schule bis zur Oberstufe, trotz einem Jahr in Paris spreche ich nicht fließend. Plattform: Babbel-App, Fortschritt: ich habe mich von Einsteiger über Anfänger I & II und Vormittelstufe zur Mittelstufe hochgearbeitet – trotzdem bin ich erst bei Lektion 155 von 950. Man bekommt für seine €39.- pro 3 Monate Abo echt viel und die App ist didaktisch super aufgebaut!
- Basics über Geldanlage & Vermögensaufbau gelernt: ich hatte vorher schon diverse Anteile an Aktienfonds, aber die richtige Basis, warum was macht, warum private Altersvorsorge das Wichtigste und unumgänglich ist, wie man sich für welches Investment entscheidet, haben mir gefehlt. Plattform: Udemy, das Buch "Easy Money" und der Podcast & YouTube Kanal der finanzheldinnen
- Basics über Filme schneiden gelernt: ehrlicherweise hat die mir mein Freund beigebracht, aber das zählt ja auch. Ich kann jetzt kleine Filme zusammenschneiden und habe mein Wissen direkt auch auf unseren Urlaubsfilm Wien angewendet – das ist also mein Werk.
- 10 Finger Schreibkurs gemacht: ich wollte immer schon mit zehn Fingern und blind schreiben können. Tatsächlich lernt man an diesen ganztägigen Crash-Kursen "nur" die Technik, danach muss man noch etwa 6 Wochen lang täglich (!) 15-30 Minuten üben (an dem Schritt hänge ich leider gerade noch^^). Kosten: ca. €250.-
- Cryomotion ausprobiert: von Kältekammern oder der "Eissauna" hatte ich vorher Erstaunliches gehört, vor allem ging es mir um die Überwindung meiner Schmerzgrenze. Flüssiger Stickstoff wird auf ca. -150° abgekühlt und 3min. auf den Körper geleitet. Benefits sollen sein: Verbesserung des Hautbildes, angeregter Stoffwechsel, besserer Nachtschlaf, besseres Immunsystem. Ort: Cryomotion in Neuhausen, Kosten: zwischen €290.- und €450.- für eine Zehnerkarte
- Floating ausprobiert: auf 1.000 Liter Salz werden etwas 650kg Salz gelöst, der Effekt: man schwebt auf dem Wasser. Die Tanks, in denen man liegt, sind verschließbar, schallgeschützt und komplett abgedunkelt. 60 Minuten treibt man in der Stille, die Muskeln entspannen vollkommen. Ort: Float Haidhausen, Kosten: ca. €75.- pro Float
Ordnen
- Wohnzimmer und Eingangsbereich umgestaltet: dazu habe ich schon einen Blogtext geschrieben – auch rückblickend finde ich dieses "Projekt" gelungen (auch wenn eine helle Couch bei einem schwarzen Hund rückblickend nicht ganz günstig gewählt ist).
- Balkon umgestaltet: unser Balkon war immer recht kahl, was zur Folge hatte, dass wir auch im Sommer nur selten draußen saßen. Mit 2 Outdoor-Teppichen und mehreren Balkonkästen mit -pflanzen wirkt es deutlich einladender und schöner. Empfehlung: vorher informieren, welche Pflanzen wenig Pflege (und Wasser) benötigen aka welche man auch ohne grünen Daumen nicht innerhalb von einem Monat tötet. Außerdem informieren, welche Pflanzen man mit welchen guten Gewissens in einen Topf setzen kann.
- 1x komplette Wohnung & Keller ge-"Marie-Kondo"-ed: auch dazu habe ich schon einen Text geschrieben. Ja, ich habe tatsächlich jeden Gegenstand, jedes Papier, alles in unserer Wohnung und im Keller, das mir allein oder uns zusammen gehört, 1x in die Hand genommen und mich ehrlich gefragt: does this spark joy in me?
- Aussortiertes im Wert von ca. €2.300.- verkauft: mit dieser Zahl will ich nicht angeben oder andere neidisch machen – sie soll stattdessen vermitteln, wie viel Zeug viele von uns besitzen, das sie schon seit Jahren nicht mehr tragen, nicht benutzen oder das sich einfach so angesammelt hat. Natürlich habe ich viel Zeit in Fotos machen und es auf Verkaufsplattformen einstellen investiert und wenn ich gearbeitet hätte, hätte ich dafür sicher nur schweren Herzens meine Wochenenden geopfert. Aber das Ganze zahlt sich aus - im wahrsten Sinne des Wortes.
- Entscheidung bezüglich Investments getroffen: siehe oben. Das neu gewonnene Wissen konnte ich direkt darauf anwenden, was ich mit meiner Abfindung mache (früher hätte ich zugegeben ziemlich viel davon einfach ausgegeben, heute weiß ich es besser). Ich lasse mich für größere Entscheidungen von einem Versicherungs- und Finanzberatungsunternehmen betreuen; für kleinere Beträge finde ich die App Trade Republic sehr gut gemacht.
- Facebook-Alben & Facebook-, Xing- und LinkedIn-Kontakte aussortiert: I know, ist das wirklich etwas, mit dem man seine wertvolle Zeit verbringt? Für mich bedeutet Ordnung auf den Social Media-Kanälen, die ich nutze, auch ein Stück weit innere Ordnung. Gerade bei Xing und LinkedIn möchte ich mein Netzwerk als ein belastbares, wertvolles reflektiert sehen und das ist einfach nicht der Fall, wenn sich darin noch immer "Karteileichen" finden, mit denen man noch nie oder seit 5-10 Jahren nicht mehr persönlich gesprochen hat.
Tun
- Einen Mopswelpen angeschafft: seit Jahren mein Traum, für 2020 mein konkreter Vorsatz. Viele denken, Willow sei ein "Corona-Hund", das stimmt aber nicht. Ich hatte schon im Januar 12 Mopszüchter*innen angefragt und seit Anfang März Gewissheit darüber, dass ein (schwarzer/beiger und männlicher/weiblicher) Mopswelpe Anfang Mai bei uns einzieht.
- DKMS registriert: No Brainer. Wenn man noch nicht bei der DKMS registriert ist und es keinen medizinischen Grund dagegen gibt, unbedingt nachholen. Kann Leben retten.
- Female Pharma Network konzipiert: mit einer Freundin und ehemaligen Kollegin habe ich ein Netzwerk für Frauen, die in der Pharmabranche arbeiten gegründet. Leider wurden unsere Pläne für, vor allem persönliche, Treffen von Corona durchkreuzt – der Launch findet daher in 2021 statt.
- 30 Orte in München besucht: wenn man in einer Stadt lebt, schaut man sich selten Sehenswürdigkeiten an, weil man immer denkt "das kann ich ja jederzeit machen" – mit der Konsequenz, dass man es nie macht. Aus dem Buch "111 Orte in München" habe ich mir einige rausgesucht, darunter waren z.B. die BMW-Welt, die Doppeltreppe im Westend, das Wildgehege im Hirschgarten und der Rosengarten.
- Buch geschrieben: seit etwa 9 Jahren schreibe ich Blogs, seit 3 Jahren für das Onlinemagazin im gegenteil. Seit Jahren sagen mir Menschen: "Nina, Du musst echt ein Buch schreiben", seit 4 Jahren lag ein angefangenes Manuskript auf meiner externen Festplatte. Dieses Jahr ist mir das Hauptargument "ich habe keine Zeit" weggefallen und ich hab's einfach gemacht. Veröffentlichung geplant für 2021, ich habe das Buch aber vor allem für mich geschrieben, weil ich es wollte.
- EBS Alumni Mentorship aufgenommen: seit November betreue ich als Mentorin eine Bachelor-Studierende meiner Alma Mater, der EBS in Oestrich-Winkel. Ich erinnere mich an die Zeit, als ich selbst mit 18 an der EBS angefangen habe und sehe, wie weit ich 10 Jahre später gekommen bin. Dieses Wissen teile ich gerne; der Gedanke einer solidarischen, über die Dauer des Studiums hinausgehenden Community gefällt mir sehr.
- Vorlesung zu gendergerechter Sprache konzipiert: seit diesem Jahr beschäftige ich mich mit der Thematik "Gendergerechte Sprache", weil ich finde, das Sprache Bewusstsein schafft und Macht ist. Innerhalb eines MBA-Jahrgangs (ebenfalls) an meiner alten Uni, der EBS, werde ich nächstes Jahr in einem HR-Themenblock eine Reihe an Gastvorlesungen zu ebendiesem Thema halten.
- 15 Blogtexte geschrieben: keine Erklärung notwendig. Dieses Jahr wird ein in Bezug auf den Blog erfreuliches gewesen sein: insgesamt habe ich in 2020 22 Texte geschrieben und eben 15 davon in meiner Auszeit.
Kommentar schreiben