Gelesen und für gut befunden 2021

50!!! Fünfzig! Dieses Jahr habe ich es tatsächlich geschafft, 50 Bücher zu lesen - mein Ziel waren 48 (also 4 pro Monat).

Hier wieder mein sharing is caring, meine Empfehlung an Werken, die toll zu lesen sind, zufrieden machen oder ohne die gelesen zu haben man nicht alt werden sollte. 

When breath becomes air

 

Im Alter von 36 Jahren, kurz vor dem Abschluss seiner zehnjährigen Ausbildung zum Neurochirurgen, wurde bei Paul Kalanithi Lungenkrebs im vierten Stadium diagnostiziert. An einem Tag war er ein Arzt, der Sterbende behandelte, und am nächsten war er ein Patient, der um sein Leben kämpfte. Und einfach so verflüchtigte sich die Zukunft, die er und seine Frau sich vorgestellt hatten. Was macht das Leben im Angesicht des Todes lebenswert? Was macht man, wenn die Zukunft, die nicht mehr eine Leiter zu den eigenen Lebenszielen ist, zu einer immer währenden Gegenwart verflacht? Was bedeutet es, ein Kind zu bekommen, ein neues Leben zu nähren, während ein anderes verblasst? 

Paul Kalanithi starb im März 2015, während er an diesem Buch arbeitete. Seine Frau Lucy veröffentlichte es nach seinem Tod, wie sie es ihm versprochen hatte. "When Breath Becomes Air" ist eine unvergessliche, lebensbejahende Reflexion über die Herausforderung, sich dem Tod zu stellen, und über die Beziehung zwischen Arzt und Patient, von einem brillanten Schriftsteller, der beides wurde. Als ich dieses Buch gelesen habe, habe ich mir die Augen ausgeheult. Ich würde dieses Buch jederzeit jedem empfehlen, es ist so universell, wie unser Leben gleichzeitig wertvoll und endlich ist.

 

When breath becomes air | Paul Kalanithi | Vintage | 6,90 Euro

 

Gespenster

 

Die erfolgreiche Food-Autorin Nina George Dean trägt ihren zweiten Vornamen, weil ein Hit von Wham! an ihrem Geburtstag vor zweiunddreißig Jahren auf Platz eins der Charts stand. Das beeindruckt Max, den sie von einer Dating-App kennt und der auf rasante Weise ihr Herz erobert. Doch genauso schnell, wie er Nina an der Nachtbushaltestelle das ewige Glück versprochen hat, verschwindet er plötzlich wieder aus ihrem Leben – ohne eine Spur zu hinterlassen. Gleichzeitig plant Ninas Exfreund seine Hochzeit, und ihre beste Freundin erwartet ihr zweites Baby. Und dann erkrankt ihr geliebter Vater an Demenz. Als Nina alles zu entgleiten droht, wünscht sie sich nur noch sehnlichst in ihre Jugendtage zurück – bis sie erkennt, dass das Leben immer in dem Moment zwischen Vergangenheit und Zukunft spielt. 

Dass die Protagonistin so heißt wie ich, dass auch ich schon geghostet wurde und dass sicher viele von uns die Sorge beschäftigt, dass unsere Eltern vielleicht nicht für immer fit bleiben, macht diesen Roman so nahbar, macht es einem so einfach, sich mit Gedanken und Gefühlen zu identifizieren.

Das andere Buch von Dolly Alderton (Alles, was ich weiß über die Liebe) hat mir nicht getaugt und habe ich sehr schnell weggelegt - dieses wollte ich nicht mehr weglegen.

 

Gespenster | Dolly Alderton | Atlantik | 22,00 Euro

 

Der Brand

 

Rahel und Peter sind seit fast 30 Jahren verheiratet. Sie sind angekommen in ihrem Leben, sie schätzen und achten einander, haben zwei Kinder großgezogen. Erst leise und unbemerkt, dann mit einem großen Knall hat sich die Liebe aus ihrer Ehe verabschiedet. Ein Sommerurlaub soll bergen, was noch zwischen ihnen geblieben ist, und die Frage beantworten, wie und mit wem sie das Leben nach der Mitte verbringen wollen.

„Meine Helden sind keine Gewinner“, hat Daniela Krien einmal gesagt. Dass sie es brillant versteht, ihre Figuren, „deren Schicksal ihre Kräfte übersteigt“, zu vergegenwärtigen, ist eine Sache des Stils – und des Vermögens, ohne Umschweife Gedanken und Gefühle auf den Punkt zu bringen.

 Daniela Krien ist eine Meisterin des Lapidaren. Was es in einem Ehe- und Familienleben an Verschwiegenem auszuhalten gilt, fängt sie mit einem gnaden-, aber nie mitleidlosen Blick ein. Kriens „Der Brand“ gelingt das Kunststück, Existenzielles (darunter die Suche nach Rahels Vater) zu berühren, ohne das an irgendeiner Stelle zur Schau zu stellen. Wie sich die Wahrnehmung des Körpers und der Gefühle im Lauf der Jahre verändern, was es heißt, sich nicht damit abzufinden, „vollkommen entbehrlich zu sein“: Das vermittelt diese ungeschminkte Prosa.

 

Der Brand | Daniela Krien | Diogenes | 22,00 Euro

 

Irgendwann werden wir uns alles erzählen

 

Sommer 1990, ein Bauerndorf nahe der deutsch-deutschen Grenze, die gerade keine mehr ist. Maria wird bald siebzehn, sie wohnt mit Johannes auf dem Hof seiner Eltern, in den „Spinnenzimmern“ unterm Dach. Sie ist zart und verträumt, verkriecht sich lieber mit den Brüdern Karamasow, als in die Schule zu gehen. Auf dem Nachbarhof lebt der vierzigjährige Henner, allein. Die Leute aus dem Dorf sind argwöhnisch: Eine Tragik, die mit seiner Vergangenheit zu tun hat, umgibt ihn; gleichzeitig erregt seine charismatische Ausstrahlung Eifersucht. Ein zufälliger Blick eines Tages, eine zufällige Berührung an einem andern lösen in Maria eine Sehnsucht aus, die fremd und übermächtig ist und sie wie von höherer Gewalt geleitet in seine Arme treibt.

"Irgendwann werden wir uns alles erzählen" ist das letzte Buch, das ich von Daniela Krien gelesen habe - auch wenn es eigentlich das erste ist, das sie geschrieben hat. Wie alle Bücher von Ihr konnte ich es kaum aus der Hand legen. Wie keins ihrer Bücher trifft einen das Ende mit einer Wucht, die einem den Atem nimmt.

 

Irgendwann werden wir uns alles erzählen | Daniela Krien | Ullstein Taschenbuch | 11,00 Euro

 

Im Folgenden (wie in den letzten beiden Jahren auch) alle anderen Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe:

 

Belletristik

  • Taubenleben | Paulina Czienskowski
  • Schreibtisch mit Aussicht | Ilka Piepgras
  • Generation Beziehungsunfähig | Michael Nast
  • Du wirst mein Herz verwüsten | Morgane Ortin
  • Die Schönheit der Begegnung | Frank Berzbach
  • Hunger | Roxane Gay
  • Lila, Lila | Martin Suter
  • Becks letzter Sommer | Benedict Wells
  • Muldental | Daniela Krien
  • Der Schwarm | Frank Schätzing
  • Ciao | Johanna Adorján
  • Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch | Michael Ende

 

Politik/Gesellschaft

  • Unsere Welt neu denken | Maja Göpel
  • Die Elenden | Anna Mayr
  • Jetzt | Annalena Baerbock
  • Jeder Mensch | Ferdinand von Schirach
  • Noch haben wir die Wahl | Luisa Neubauer, Bernd Ulrich 
  • Wir können mehr sein | Aminata Touré
  • Vom Ende der Klimakrise | Luisa Neubauer, Alexander Repenning
  • Ich will, dass ihr in Panik geratet | Greta Thunberg

 

Sachbuch/Ratgeber

  • Die 5-Stunden-Revolution | Lasse Rheingans
  • Millenial Boss | Madeleine Kühne
  • Lieben heißt Wollen | Holger Kuntze
  • Und wie soll man das essen? | Ashley Blom
  • Das Kind in Dir muss Heimat finden | Stefanie Stahl
  • Liebeskummer bewältigen in 99 Tagen | Michèle Loetzner
  • Unfuck yourself | Gary John Bishop

 

Feminismus

  • Team F | Liske Jaax, Julia Möhn, Wiebke Harms
  • Periode ist politisch | Franka Frei
  • Was Männer nie gefragt werden | Fränzi Kühne
  • Es kann nur eine geben | Carolin Kebekus
  • Der Gender Dating Gap | Anne-Kathrin Gerstlauer

 

Gedichtbände

  • Bloom | Beau Taplin 
  • Here at Dawn | Beau Taplin 
  • Worlds of You | Beau Taplin
  • the orchid | Kamilla Tolnø
  • Things I learned in the night | Emily Byrnes
  • Dear Midnight | Zack Grey
  • the ocean | Kamilla Tolnø
  • How to be a human | Jennifer Wilson
  • Sad Birds Still Sing | Faraway
  • You'll Come Back To Yourself | Michaela Angemeer
  • When He Leaves You | Michaela Angemeer
  • Euphoria | F. S. Yousaf
  • Wandering thoughts | Tara Amar
  • Hope in the Morning | Courtney Peppernell

 

Dieses Jahr habe ich mich entschieden, auch mal aufzulisten, welche Bücher ich NICHT zu Ende gelesen habe (teils auch mit Begründung):

  • Die Glasglocke | Sylvia Plath
  • Die Pest | Albert Camus (bis Seite 250 habe ich es geschafft, dann fand ich es doch sehr langatmig)
  • Schnell Liebig | Lina Mallon (wird ja sehr gehypt, aber ich habe einfach nicht in den Stil gefunden)
  • 10xDNA | Frank Thelen (mir wurde dann doch klar, dass es mich halt sehr wenig interessiert, was Bitcoin ist. Leider.)
  • Hysteria | Eckhart Nickel
  • Feminismus für die 99% | Cinzia Arruzza, Nancy Fraser (hat mich einfach nicht gecatcht, trotz des spannenden Titels)
  • Serotonin | Michel Houellebecq
  • 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen | Bronnie Ware (mich interessieren die 5 Dinge, aber nicht je 50 Seiten Anekdote)
  • Totalschaden | Helena von Zweigbergk
  • Miracle Morning | Hal Elrod
  • Radikale Zärtlichkeit | Şeyda Kurt (eigentlich auch gerade sehr aktuell, mir fiel der Einstieg in die zentrale These schwer)

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